Wie gestalten Lehrpersonen Elternbriefe so, dass gewährleistet ist, dass alle Eltern die wichtigen Informationen verstehen? Wenn sehr wichtige und weniger wichtige Informationen kenntlich gemacht und visualisiert werden, kann es gelingen.

Text: Miriam Aegerter und Judith Messerli
Empfohlen für Zyklus 1 und 2

Beschreibung der Idee

Wenn es darum geht den Eltern und Erziehungsberechtigten Informationen zu vermitteln, kann es hilfreich sein, wenn die Lehrperson zwischen wichtigen und weniger wichtigen Informationen unterscheidet und diese verständlich gestaltet. Die Klassenlehrperson kennt den Inhalt der Briefe genau und kann dadurch einschätzen, wie relevant die Informationen für die Eltern sind.
 

 «Meist werden die Eltern mit Informationen und Briefen aus der Schule oder dem Kindergarten regelrecht überschwemmt. Sie müssen herausfiltern, wie wichtig die Informationen für sie sind und welche Handlungen sie konkret vornehmen müssen. Dies kann eine Hürde in der Kommunikation zwischen Schule und Elternhaus darstellen», sagt Judith Messerli, DaZ-Lehrerin auf der Unterstufe. Deshalb hat sie für den schriftlichen Elternkontakt ein «Ampelsystem» eingeführt. «Es ist schnell, unkompliziert einsetzbar und vereinfacht und erleichtert die Kommunikation», führt Judith Messerli weiter aus.
 

Wichtige Informationen werden auf eine bestimmte Art gekennzeichnet. So werden beispielsweise sehr wichtige Informationen in einem roten Mäppchen abgelegt oder auf rotes Papier kopiert. Die Eltern wissen dann, dass es sich in diesen Fällen um bedeutsamen Inhalt handelt. Es ist wichtig, dass sie den Inhalt verstehen und sich von sich aus melden, falls es Unklarheiten gibt. Das System soll den Eltern vorgängig erklärt werden. (1)

Informationen priorisieren

Die Lehrperson erklärt den Eltern anhand eines Beispiels wie das Ampelsystem funktioniert: Ist die Information sehr wichtig und die Eltern müssen darauf antworten oder etwas möglichst schnell erledigen, dann malt oder klebt die Lehrperson einen roten Punkt oben rechts auf den Brief. Ein Beispiel für einen roten Punkt wäre beispielsweise eine An- oder Abmeldung für einen Elternabend. Ist die Information wichtig und muss bald erledigt werden, aber es braucht keine Antwort an die Lehrperson, dann malt oder klebt die Lehrperson einen gelben Punkt auf den Brief. Ein Beispiel für einen gelben Punkt könnte ein Brief mit Informationen zur Schulreise sein. Muss eine Information nur zur Kenntnis genommen werden oder betrifft sie ein freiwilliges Angebot, dann malt oder klebt die Lehrperson einen grünen Punkt auf den Brief. Als Beispiele für einen grünen Punkt könnten Flyer von Vereinen oder der Musikschule genannt werden.

Ampelsystem. Darstellung Judith Messerli
Ampelsystem. Darstellung Judith Messerli

Alternativ erhält jedes Kind Anfangs Schuljahr drei farbige Mäppchen (rot, gelb, grün). Auf die Mäppchen werden die oben beschriebenen Kriterien aufgeklebt.  Die Lehrperson teilt dann den Schülerinnen und Schülern jeweils mit, in welchem Mäppchen sie die Briefe/Informationen ablegen sollen.

Farbige Mäppchen. Aufnahme Judith Messerli
Farbige Mäppchen. Aufnahme Judith Messerli

Informationen gestalten

Zudem ist es hilfreich, wenn schriftliche Informationen übersichtlich gestaltet werden, damit Familien mit hoher Arbeitsbelastung, mehreren Kindern und/oder wenig Deutschkenntnissen schnell den Überblick gewinnen. «Es hat sich bewährt die Elternbriefe mit Piktogrammen oder Bildern zu ergänzen. Ich selbst arbeite seit einiger Zeit mit Metacom Symbolen, die auch in der Unterstützten Kommunikation zum Einsatz kommen. Die Inhalte des Elternbriefes können so auch bereits mit jungen Kindern in den Unterricht integriert werden. Manchmal nehmen wir den Inhalt auch gleich zum Anlass für eine Unterrichtssequenz. Zudem können die Kinder bei Bedarf den Eltern in ihrer Erstsprache erläutern, was ansteht oder erlebt wurde», so Judith Messerli.

So kann es gelingen

Kommunikation

Die Eltern und auch die Kinder müssen in die Logik/das System eingeführt werden. Ein idealer Zeitpunkt ist der Beginn des Schuljahres, zum Beispiel am ersten Elternabend. Dabei erklärt die Lehrperson genau, was die verschiedenen Farben oder Symbole bedeuten.

Priorisierung

Vermutlich ist es nicht immer ganz einfach zu entscheiden, wie eine Information priorisiert werden soll (welche Farbe des Ampelsystems angewendet wird). Auf der einen Seite möchte die Lehrperson die Eltern vor einer Überflutung an Informationen schützen. Auf der anderen Seite ist es aber auch wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler (v.a. mit Migrationshintergrund und mehrsprachigen Eltern) nicht von vornherein von Angeboten wie zum Beispiel der Pfadi ausgeschlossen werden, da die Information von der Lehrperson als nicht so wichtig bewertet wird. Unter Umständen sind Priorisierungen auch gar nicht für jedes Kind gleich und die Möglichkeit an einer kostengünstigen Freizeitaktivität teil zu nehmen wäre gerade für ein weniger privilegiertes Kind von grosser Wichtigkeit.

Vereinheitlichung

Es lohnt sich, dass sich ein Stufenteam oder gar eine ganze Schule für ein System entscheidet und dieses dann auch konsequent anwendet und kommuniziert. So haben gerade Eltern mit mehreren Kindern nicht verschiedene Logiken/Systeme, welchen sie folgen müssen.

  1. Mantel, C., Aepli, M., Büzberger, M., Dober, H., Hubli, J., Krummenacher, J., Müller, A., & Puškarić, J. (2019). Auf den zweiten Blick. Eine Sammlung von Fällen aus dem Schulalltag zum Umgang mit migrationsbezogener Vielfalt. Bern: hep Verlag.

    S.180

Materialien und Links

Beispiele Elternbriefe (rot, gelb, grün)

Kontakt

Judith Messerli
DaZ-Lehrperson, Schulhaus Büöl, Ingenbohl
Mail schicken

Miriam Aegerter
Dozentin, PH Zug
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