Das Freizeitangebot «Kunst im Atelier» bietet Schulkindern die Möglichkeit, gemeinsam in kleinen Gruppen gestalterisch tätig zu werden. Begleitet werden die Kinder von einer Künstlerin in ihrem Atelier im Quartier der Schule. Die Kinder experimentieren mit verschiedenen Gestaltungstechniken und lassen sich bei Ausflügen in Museen und zudem von anderen Kunstschaffenden inspirieren.

Text: Milena Bieri
Empfohlen für Zyklus 1 bis 3

 

Beschreibung der Idee

Das Atelier der Künstlerin Barbara Hennig Marques liegt direkt gegenüber der Schule St. Karli in Luzern.  Ein hoher Raum in der Kirche St. Karli, der früher als Bibliothek diente. Eine Gruppe von vier Jungen sitzt an einem grossen Atelier-Tisch inmitten des Raumes und ist in ein Spiel vertieft. Dabei wählt ein Kind einen der unzähligen Gegenstände im Atelier aus und steckt ihn in eine Stofftasche, ohne dass die anderen Kinder den Gegenstand sehen können. Ein anderes Kind beschreibt anschliessend den unsichtbaren, nur gefühlten Gegenstand mit Hilfe folgender Fragen:
 

  • Wie fühlt sich der Gegenstand an? (hart, weich, flexibel, feucht, …)

  • Welche Oberflächenbeschaffenheit hat der Gegenstand? (Rillen, Löcher, glatte Oberfläche, …)

  • Welche Formen kann ich ertasten? (rund, dreieckig, viereckig, …)

  • Welche Details spüre ich?


Die Mitspieler versuchen, den Gegenstand, der beschrieben worden ist, möglichst genau auf ein grosses Papier zu zeichnen. Danach diskutieren sie gemeinsam mit der Künstlerin die Skizzen und Bilder. Zuletzt wird das Rätsel gelüftet, indem sie den Gegenstand aus der Tasche befreien. Anschliessend tauschen sie die Rollen.
 

 «Kunst im Atelier» ist ein Angebot der Schule St. Karli in Zusammenarbeit mit der Künstlerin Barbara Hennig Marques. Die Künstlerin kann den Atelierraum für ihre künstlerischen Projekte nutzen und im Gegenzug bietet sie für Schülerinnen und Schüler der Schule das Angebot «Kunst im Atelier» an. Eine Gruppe von vier bis fünf Schülerinnen und Schüler hat dadurch die Chance, im Atelier in Begleitung von Frau Hennig Marques gestalterisch zu experimentieren und selbst Kunst zu schaffen.  Dazu haben sie die Gelegenheit, weitere Kunstschaffende in ihren Ateliers in der Stadt Luzern kennenzulernen und Museen sowie Kunstausstellungen zu besuchen. Im Fokus steht, einen «freien Raum für Gestaltung und Kreativität» zu schaffen, in welchem Schülerinnen und Schüler ausserhalb der Schule gemeinsam Zeit haben, sich gestalterisch auszuleben und Neues zu entdecken. Durch die Inputs der Künstlerin lernen die Kinder immer wieder neue Gestaltungstechniken kennen und erproben unbekannte und kreative Gestaltungsmöglichkeiten.


 

Eindrücke "Kunst im Atelier". Alle Bilder von Barbara Hennig Marques
Eindrücke "Kunst im Atelier". Alle Bilder von Barbara Hennig Marques
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So kann es gelingen

Ein freier Raum für Gestaltung
 

Das Angebot «Kunst im Atelier» ist unter anderem deswegen so erfolgreich, weil es für die Kinder ausserhalb der Schulzeit einen interessanten Ort bietet, an welchem sie sich austauschen können und sie die Möglichkeit haben, sich künstlerisch auszudrücken. Ideen, Wünsche, Experimente der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler erhalten im Atelier Farben und Formen. Die Kunstschaffende unterstützt sie dabei und gibt Impulse für weitere künstlerische Entwicklungen und Projekte.

Bekanntmachung des Angebots
 

Um das Angebot bei den Kindern und den Lehrpersonen bekannt zu machen, eignen sich kurze Klassenbesuche im Atelier der Künstlerin. So kann die Künstlerin direkt vor Ort das Angebot vorstellen. Erhalten die Schülerinnen und Schüler einen interessanten und motivierenden Eindruck des Ateliers und der Künstlerin, wird die Hürde für eine Anmeldung kleiner. Im hier beschriebenen Angebot ist eine erneute Werbung in jedem Schuljahr nicht mehr notwendig, da die Kinder das Angebot meist durch Mund-zu-Mund-Propaganda bereits kennen und sich jeweils viele Kinder für «Kunst im Atelier» anmelden wollen. Heute ist das Angebot so beliebt, dass eine Warteliste geführt wird.

Offenheit und Flexibilität
 

Je nach Kindergruppe sind die Interessen und Arbeitsweisen unterschiedlich. Das verlangt eine flexible Gestaltung der jeweiligen Treffen und Offenheit, wenn auf Wünsche und Ideen der Kinder eingegangen wird. Je nach Gruppe ist eine engere Begleitung und Anleitung durch die Kunstschaffenden sinnvoll.

Organisation
 

Das Angebot im beschriebenen Beispiel findet einmal wöchentlich jeweils am Mittwochnachmittag von 13.30 Uhr bis ca. 14.45 Uhr statt. Die Kinder kommen selbständig nach dem Mittagessen von zuhause oder aus dem Hort ins Atelier. Idealerweise wird das Angebot, wie in der hier vorgestellten Idee, von einer Künstlerin geführt. Zum einen ist so die entsprechende Expertise im gestalterischen Bereich vorhanden. Zum anderen kann es für das Gefühl der Freiheit und Ungezwungenheit unterstützend sein, wenn das Angebot nicht von einer Lehrperson angeboten wird. Das Atelier-Angebot ist bei Schülerinnen und Schüler sehr beliebt. Dies hat vermutlich auch damit zu tun, dass das Angebot nicht im Schulkontext stattfindet und so kein Leistungsdruck entsteht. Haben Schulen keine Möglichkeit, mit Kunstschaffenden zusammenzuarbeiten, könnte eine Lehrperson mit Ressourcen und Interessen im Bereich Kunst das Kunst-Atelier anbieten (z. B. Ausbildung im Kunstbereich). So ist auch eine Durchführung eines ähnlichen Angebots in einem Werkraum oder einem Raum für Gestalten der Schule denkbar. Die Lehrperson achtet darauf, dass sie möglichst eine Atelier-Atmosphäre kreiert. Die Grösse des zur Verfügung stehenden Raumes beeinflusst die Gruppengrösse. Beim Angebot «Kunst im Atelier» hat sich eine Gruppengrösse von vier bis fünf Kindern bewährt.
 

Das hier skizzierte Angebot richtet sich an Kinder ab der vierten Klasse. «Kunst im Atelier» wäre in adaptierter Form auch für Kinder im ersten Zyklus möglich. Zudem ist im hier beschriebenen Beispiel die Zeitperiode, in welcher die Kinder das Angebot besuchen, unbestimmt. So kann flexibel auf die Interessen der Kinder eingegangen und die Gruppen gewechselt werden, wenn die Kinder das Bedürfnis dazu haben. Um möglichst vielen Kindern die Möglichkeit zu geben, im Atelier mitzuwirken, könnte die Gruppe im Turnus eines Semesters oder Schuljahres wechseln.

Zusammenarbeit mit der Schule und dem Quartier
 

Es lohnt sich, «Kunst im Atelier» bei verschiedenen Akteuren und Akteurinnen im Quartier bekannt zu machen. So haben sich im oben beschriebenen Beispiel schon verschiedene Kooperationen ergeben, beispielsweise eine Zusammenarbeit mit der Pfarrei. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit haben die Atelier-Kinder zusammen mit der Künstlerin sechs Hochbeete der Pfarrei neu bemalt und diese zieren nun als Blickfang den Garten der Pfarrei. In einer weiteren Kooperation mit der Schule konnten die Schülerinnen und Schüler das Provisorium der Schule mit «Kunst am Bau» mitgestalten, indem ihre Kunstwerke nun den Eingang des Schulprovisoriums mitprägen. Durch solche Kooperationen mit verschiedenen Akteuren und Akteurinnen (oder Institutionen) rund um die Schule, erhalten die Atelier-Kinder die Möglichkeit, ihr Quartier selbst aktiv und kreativ mitzugestalten. «Kunst im Atelier» eignet sich als ein in der Schule fest verankertes soziokulturelles Angebot. Durch diese Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteuren und Akteurinnen aus dem Quartier über Ausstellungen und Atelierbesuche wird die Sichtbarkeit gefördert und die beteiligten Kinder sowie die Kunstschaffenden erfahren Wertschätzung für ihre Arbeiten.

Finanzierung
 

Das Angebot ist für die Kinder kostenlos. «Kunst im Atelier» könnte durch einen Stundenpool der Schule finanziert werden.

Kontakt


Barbara Hennig Marques, Künstlerin
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Milena Bieri, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, PH Zug
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